Platz für die Kunst!

Hotels gibt es viele. Vor allem in den Alpen gleicht letztlich eines dem anderen. Im Salzburger Leogang hat sich ein Haus vor allem mittels Kunst als erste Adresse positioniert.

Text: Heimo Rollett

Immogeschichten Logo

Das im Fluss angeschwemmte Treibholz hat Gerhard Altenberger mit einer Glasplatte zu einem Tisch verarbeiten lassen. Dahinter hängt ein Bild mit einer Patchwork-Arbeit, gefertigt aus der Kleidung japanischer Fischer. „Das wollte keiner bei der Versteigerung im Dorotheum, da habe ich sofort zugeschlagen, so ein Schnäppchen!“, schwärmt Gerhard Altenberger, der gemeinsam mit seinem Bruder Sepp den Krallerhof und die dazugehörigen Betriebe leitet. Das Hotel wäre ein normales, tolles 4-Stern superior Haus. Eines von vielen halt. Wenn es nicht ein so radikal anderes Konzept durchgezogen hätte. Der Krallerhof ist ein Sammelsurium aus Fundstücken und Materialien aus der ganzen Welt, aus Kunstwerken und Köstlichkeiten. Kaum ein Zimmer gleicht dem anderen, keine Spur von Standard-Grundrissen. Und selbst bei ähnlichen Layouts ist das eine Zimmer gemäß dem Konzept des Künstlers und Freund des Hauses Ty Waltinger ganz in Blautönen gehalten und verfügt über andere Armaturen, Waschbecken und Badewanne als das daneben liegende mit Safrantönen. Jedes Zimmer ist ein eigenständiges Konzept mit Artefakten etwa aus Mallorca und Teppichen von einem befreundeten Beduinenstamm aus der Sahara. Der Gang durchs Hotel gleicht einem Museumsbesuch. Da hat man schon mal auf das ein oder andere Zimmer verzichtet, um mehr Gemälde und Skulpturen unterzubringen. Rund 500 Werke lassen sich entdecken. Und welches Hotel hat schon einen eignen Ruheraum im 2.500m2-Wellnessbereich in dem großformatige Hermann Nitsch-Bilder hängen?

Pension mit selbst gebrannten Ziegeln

Anstatt einen Kubus auf den anderen zu setzen, wie es im heutigen Hotelbau oft üblich ist, ist der Krallerhof organisch gewachsen, das fühlt man. Das Imperium besteht heute aus dem Hotel, der angrenzenden Kralleralm (einer Hütte für zünftigere Anlässe), und den beiden Hütten am Gipfel des Asitz, der Alten Schmiede (mit außergewöhnlich guter Küche) und dem Asitz Bräu. Die Beteiligung an den Bergbahnen hat geschichtliche Gründe und ist nicht zuletzt dem bewegten Leben des Vaters der heutigen Manager zuzuschreiben. Sepp Altenberger senior, einer der ersten Skilehrer, musste einige Überzeugungsarbeit leisten, dass die Gegend um Leogang Unterkünfte oder gar Skilifte benötigen würde. Also legte Altenberger 1956 selbst Hand an und brannte eigene Ziegel, um damit die erste Pension zu bauen. Daraus wurde später ein Hotel, Leogang baute Skilifte und Zug um Zug wurde die Destination zu dem, was sie heute ist.

Platz für die Kunst
Platz für die Kunst

Chef’s Table und eigene Patisserie

Und es wird weiter investiert. Heuer wurde die Küche und der Buffet-Bereich um 2,8 Millionen Euro umgebaut. Optisch glänzt auch hier eines der gewaltigen großflächigen Bilder des Farbvirtuosen Ty Waltinger. Der Saftpressraum ist klimatisiert und somit „hygienesicher“, die Vinothek wurde verbessert, die Küche selbst auf den höchsten Standard gepimpt (hygienisch gesehen höher als im Krankenhaus). Besonders augenfällig ist der Chef’s Table, eine gemütlich Zirbenholz-Kreation mitten in der High-Tech-Küche, an dem VIPs den Trubel in der Küche miterleben und das Know-how der Spitzenköche anzapfen können. Allen zugute kommt die neu eingerichtete Schokolaterie und der großzügige Konditorbereich, da kommen köstliche Desserts auf den Teller und von den Pralinen kann man gar nicht genug bekommen.

Es geht gepflegt zu im Krallerhof und während die LED-Streifen mitunter doch mit recht grellem Licht blenden, gibt man sich in der Küche eher dem Understatement hin. Während andere Hotels jede Kleinigkeit auszeichnen, scheint es hier selbstverständlich, etwa Bio-Qualitäten zu verwenden. Das wird nicht groß beschriftet. Hausgemacht heißt hier: im eigenen Haus gemacht, und zwar selbst und nicht mit Convenience Küche. Gewürzmischungen werden selbst hergestellt, Brot täglich der Küche gebacken usw. Das geht sogar soweit, erzählt Sepp Altenberger, dass man auf die bei Schifahrern beliebten großen Germknödel verzichte. Man könne die nicht in der gewünschten Qualität selbst herstellen, also flogen sie aus dem Programm.

Winter

Und was tut man, wenn man nicht Kunstwerke bestaunt oder Köstliches isst? Klar, im Winter etwa Ski fahren. Das lässt sich natürlich im Skigebiet Saalbach Hinterglemm Leogang Fieberbrunn ganz hervorragend. Und wenn die Skifahrer abends gemütlich in der Sauna oder beim Abendessen sitzen, können sich ungeübte Tourengeher auf der Piste vor dem Hotel austoben. Jeden Dienstag- und Freitagabend ist die Abfahrt von 18 bis 22 Uhr für Tourengeher geöffnet.

… und im Sommer …

… kann man natürlich grenzenlos wandern. Insgesamt 520 Kilometer Wander- und Laufwege, 1.000 Kletterrouten und zehn Klettersteige, Naturbadeseen und Schwimmbäder sowie 720 Kilometer Mountainbike-Strecken lassen sportliche Genießer durchstarten. Oder doch golfen? Zwei 18-Loch-Golfplätze in einer herrlichen Naturlandschaft gibt’s.

Und für die Kinder hat sich das Hotel auch einiges ausgedacht. Jugendliche könen Klettern, Quadfahren, Rafting, Kajakfahren oder Biketouren machen. Im 300 m² großen, hellen Krallis Kids Club gibt es neben viel Platz zum Spielen einen Kletterturm, Rutschen, eine Kreativecke sowie einen direkten Zugang zum Spielplatz, zu den Spielwiesen und den Tieren im Streichelzoo. 

Fotos: Krallerhof (Edward Gröger, Clemens König, Peter Podpera, artisual, response), COO, Heimo Rollett

 

X